Kommentare und Gedanken zu meinem Mini-E-Book "66 Business & Life-Impulse für Musiker*innen"
Impulse sind naturgemäß eher kurz. In meinem E-Book habe ich also 66 - sagen wir mal lapidare - Tipps für dein Musiker*innen-Leben zusammengestellt. Kurz und knackig. Und inspirierend. Wenn du hier oder da gern etwas mehr Hintergrund hättest oder dich dafür interessierst, was mich geritten hat, ausgerechnet diesen Tipp mit aufzunehmen - voilá! Hier erfährst du es.
#2: Kenne dein WARUM
Wenn du weißt, was dich im tiefsten Inneren antreibt, kommst du leichter durch jedes Motivationsloch, triffst bessere Entscheidungen, bleibst authentisch (z.B. beim Selbstmarketing) und du fühlst dich selbstwirksamer und glücklicher.
Motivationstief überwinden
Keine Lust zu üben? Keinen Spaß mehr beim Proben? Keine Energie dich aufzuraffen, um all die Aufgaben und Tätigkeiten, die zum Musiker*innen-Beruf dazugehören, anzugehen? Du fragst dich: Was soll das hier eigentlich alles und was mache ich hier überhaupt?
Wahrscheinlich steckst du in einem Motivationsloch.
Das kann passieren.
Vielleicht ist es nur eine kurze Phase. Vielleicht hast du aber auch eine amtliche Sinnkrise. So oder so fühlt es sich auf jeden Fall NICHT GUT an.
Ein möglicher Weg aus diesem Tief herauszufinden ist, dich wieder mit deinem inneren WARUM zu verbinden. Die Warum-Frage ist nicht nur sinnvoll für die großen Lebensthemen und Aufgaben, sondern auch im Alltags-Hustle. Je nachdem, wo es sich für dich gerade schwer anfühlt, kannst du dich zum Beispiel fragen:
- Warum habe ich ursprünglich diesen Beruf ergriffen? Welche meiner Gründe sind heute noch wichtig für mich? Und kann ich es schaffen, wieder mehr davon zu leben?
- Warum will ich mir dieses Stück oder Programm draufschaffen? Was genau hat mich an der Idee dazu begeistert?
- Warum habe ich mich entschieden, freischaffend/in einer (bestimmten) Anstellung zu arbeiten? Welche Werte sind mir wichtig? Was verbinde ich mit Unabhängigkeit oder Sicherheit?
- Warum arbeite ich mit diesen Menschen oder diesem Ensemble oder in diesem Projekt? Was hat mich angezogen? Gibt es genug gegenseitige (!!) Wertschätzung?
- Warum erledige ich bestimmte Aufgaben, obwohl sie mir keinen Spaß machen oder mir nicht besonders liegen? Welches übergeordnete Ziel will ich erreichen, welchen Traum will ich mir erfüllen?
Bessere Entscheidungen treffen
Manchmal ist es schwierig, sich für oder gegen etwas zu entscheiden. Wenn deine Argumente nicht zu einem klaren Ja-Gefühl führen, kannst du versuchen herauszufinden, was in den tieferen Schichten deines Bewusstseins für dich auch noch relevant ist. Hier zwei kleine Beispiele:
Prioritäten setzen
Du hast ein Angebot für eine Mucke/einen Gig, aber eigentlich hast du nicht genug Zeit oder die Zeit eigentlich schon anders verplant und weißt nicht, ob du es annehmen sollst oder nicht. Frage dich:
- Warum habe ich die Zeit, die mir dann fehlen würde, für etwas anderes verplant? Warum ist mir das wichtig? Was wollte ich damit erreichen?
- Dann frage weiter. Warum ist mir wichtig, dieses Etwas zu erreichen?
- Und frage dann noch weiter. Warum das?
- Mindestens fünf Mal.
>>> Die Antworten werden dir Argumente und mehr Klarheit geben, um abzuwägen was für dich Priorität haben soll.
Aufgaben, die andere dir stellen
Du denkst, du musst unbedingt bei Facebook oder Instagram aktiv sein, weil du von Veranstaltern immer wieder danach gefragt wirst, und außerdem sagen alle, dass du ohne das auf keinen Fall erfolgreich sein wirst.
Dann frage dich:
- Warum hast du keinen Social Media Account oder bist dort nicht aktiv? Hast du triftige Gründe?
- Warum möchten Veranstalter, dass du Social Media machst? (Antwort: Sie möchten verständlicherweise, dass du eine Fanbase hast und deine Konzerte (auch) selbst bewerben kannst.)
- Warum brauchst du dafür Social media? Vielleicht hast du ja auch ohne das eine treue Fangemeinde, die gerne über deine Konzerte informiert werden möchte, und du machst das eben anders, z. B. über E-Mails.
>>> Hier geht es darum, eine Sache auf ihren Sinn hin zu überprüfen. Insbesondere dann, wenn diese Sache mit „Du muss xyz tun“ beschrieben wird. Was ist die Intention dabei? Ist das wichtig für mich und/oder eher für andere? Das öffnet die Raum für Lösungen, die vielleicht besser passen, als die erstmal naheliegenden.
Authentisch sein
„Nur wer selbst brennt, kann andere entzünden“, war das Credo eines meiner Professoren im Kulturmanagement-Studium.
Dein WARUM ist der Brennstoff, wenn du andere von deiner Musik oder deinen Ideen begeistern möchtest. Denn wenn du genau weißt, warum du tust, was du tust, und warum es dir wichtig ist, wirst du darüber emotional sprechen oder schreiben können. Dann kann jeder spüren, dass du als Person „all in“ bist. Das macht dich authentisch.
Und nur so findest du den Weg in die Herzen der anderen. Das kennst du vom Musizieren. 😉
Selbstwirksam und glücklich
Einmal saß ich im Orchester auf der Bühne. Das Konzert war gerade zu Ende, Applaus brandete auf. Ich fühlte mich ein wenig erschöpft und hatte so mittelgute Laune. Der Dirigent gehörte leider nicht zur mitreißenden Sorte und meine Pultnachbarin war auch nicht gerade meine Lieblingskollegin. Während ich ins Publikum schaute, war mein halbes Hirn schon mit der Abfahrt meines Zuges beschäftigt.
Doch auf einmal nahm ich wahr, was ich da sah: Leuchtende Augen, frenetisches Klatschen. Einige Menschen waren aufgestanden und jubelten uns zu.
Da ging mir auf, dass ich wohl etwas Wesentliches aus den Augen verloren hatte: Ich war so mit meiner latenten Unzufriedenheit beschäftigt, dass ich nicht mehr wahrnahm, dass unser Konzert das Publikum trotzdem glücklich machte. Mir war die Verbindung zu meinem eigenen Herzen und zu meinem Publikum abhanden gekommen
Ich dachte: Ja, eigentlich mache ich doch Musik, um Menschen zu berühren. Um sie in einen anderen emotionalen Zustand zu bringen. Um sie für die Stücke und auch für unser Spiel zu begeistern.
Als ich mir die Leute etwas genauer anschaute, wurde ich von ihrer Freude regelrecht angesteckt. Auf einmal wusste ich wieder, warum sich all die Mühe (Geige üben, studieren, proben ...) gelohnt hat. Auch, wenn in der damaligen Situation für mich nicht alles so perfekt war, wie ich es mir gewünscht hatte. Ich hatte trotzdem einen tollen Beruf.
Meine Stimmung hellte sich auf und Energie kam zurück in meinen Körper. Ich nahm mir vor, künftig wieder mehr in den Fokus zu nehmen, was mich als Musikerin begeisterte und antrieb.
Die WARUM-Frage hat viele Facetten. Wenn Du das Gefühl hast, im täglichen Einerlei gefangen zu sein, kann sie auch im profansten Kontext der erste gute Impuls für eine Richtungsänderung sein.